Sonntag, 4. Oktober 2009

Abzocke?



Nach meinem letzten Eintrag könnte man vielleicht auf die Idee kommen ich bin der Meinung, daß Comics zu teuer sind und sich die Verleger dabei eine goldene Nase verdienen, dem ist nicht so. Klar, Comics sind nicht billig, aber die Ursachen liegen woanders. In meiner aktiven Zeit als Comiczeichner bin ich öfters mal von Interessenten gefragt worden warum die Sachen so teuer sind. Unterschwellig war dabei oft der obige Vorwurf mitzuhören, ziemlich nervig wenn man seine eigene finanzielle Lage und die des Verlages kennt. Denn es ist beileibe nicht so das der Coverpreis auch im Geldbeutel des Verlegers landet, schön wärs!
Also rechnen wir mal nach. In der Produktion gibt es erstmal Fixkosten, Übersetzung(wenn nötig), Lettering, Repro und manchmal wollen Autor und Zeichner sogar ein Honorar - obwohl denen die Arbeit doch eigentlich Spaß macht. Im Druck kostet die Maschinenlaufzeit, Papier und Weiterverarbeitung. Je höher die Auflage ist, desto mehr Nachlass bekommt man, bei den in DLand üblichen Auflagen aber eher selten ein Thema. Nun hat man die ganzen Rechnungen vor sich liegen und splittet den Betrag auf die Hefte auf, was einen jedes einzelne Exemplar gekostet hat. Und nun wird es lustig. Als Kleinverleger man kaum die Möglichkeit alle Händler und sonstige Kunden zu beliefern. Die bekommen ihre Ware idR vom Zwischenhändler, da bekommen sie alles Relevante in einem Schwung ohne erst lästig Minibestellungen bei Küchentischverlegern zu machen - woran eh nix verdient ist. Nun wollen aber beide Händler verständlicherweise auch leben, sagen wir mal je 30% Rabatt (Verhandelbar nach oben und unten).Letztenendes bekommt der Verleger nur noch ca 40% vom Coverpreis in die Kasse, abzüglich Versand, Steuer etc... Manche Quasi-Monopolisten verlangen mittlerweile auch derart miese Konditionen das praktisch nichts mehr verdient ist, man macht das eigentlich nur mit um überhaupt am Markt präsent zu sein.
Von dem was am Ende beim Verlag ankommt, müssen erstmal die Produktionskosten beglichen werden, die aber (man erinnert sich) auf die gesamte Auflage verteilt wurde. Natürlich versucht man nur soviel Exemplare zu drucken wie man voraussichtlich verkaufen kann, aber es ist leider nicht ungewöhnlich das man sich da gewaltig verschätzt und und nur die Hälfte oder weniger los wird. Erfahrungswerte helfen, aber auch nicht immer.
Also keine goldene Nase! Tatsächlich ist es eher so, daß es bei Kleinverlagen als Erfolg gewertet wird die Unkosten wieder rein zu bekommen, und man bei 2,50€ Gewinn die Korken knallen läßt. Realistisch betrachtet müssten Comics sogar wesentlich mehr kosten anstatt knapp vor dem Aus und dem Prinzip Hoffnung zu kalkulieren, aber da machen die Käufer nicht mit - was ich durchaus verstehe. Am sinnvollsten ist es daher, nach Möglichkeit direkt und ohne Umwege beim Erzeuger zu kaufen. Dann landet die Kohle fast komplett beim Verlag, der kommt schneller aus den roten Zahlen und kann weiter schöne Comics (statt Konkurs) machen und ihr habt euren Stoff!
Das alles ist jetzt natürlich sehr verallgemeinert und pauschalisiert. In Echt spielen noch viel mehr Faktoren eine Rolle, gibt es Ausnahmen, andere Modelle etc... aber das im Detail aufzubröseln ist mir zu viel Arbeit. Es sollte allerdings nun klar sein, daß ihr als Leser/Käufer nicht von habgierigen Verlegern abgezockt werdet. Comics sind teuer, aber nicht weil Verleger und Zeichner ihre Zweitfinca auf Mallorca über euch finanzieren.

Ihr wollt mehr wissen?
Vielleicht demnächst.

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