Freitag, 8. Januar 2010

Ablass

Wie der halbwegs in Geschichte bewanderte weiß, war der Ablasshandel mit ein zentrales Thema von Luthers Thesen. Wer aber glaubt das wäre Schnee von Gestern irrt!

Das hier gehört nämlich mittlerweile mir und ist eindeutig ein Ablassbrief mit Vatikansiegel, und ich nehme mal nicht an daß es ein Einzelstück ist. Darin wird meinem Opa+Familie (zu der ich zweifellos auch gehöre) versichert, auch ohne die notwendigen Kirchenrituale und trotz etwaiger Sünden dereinst direkt in den Himmel aufzufahren! Eigentlich nur ein Antrag, aber der wurde gewährt.
Beruhigend, ich hab zwar nix mit der Kirche am Hut, aber damit bin ich auf der sicheren Seite - man weiß ja nie...
Ausgestellt wurde das Teil am 27.4.1950 von Monsignore Joseph Migone (Das Handschriftliche ist Latein). Die Frage ist allerdings: Wie kam mein Opa dazu? Schließlich war er als überzeugtes Parteimitglied aus der Kirche ausgetreten. Nun, er war das, was man seinerzeit als Parteibonze bezeichnete und nach dem Anschluß in die Steiermark versetzt worden, in Linz und Graz war er wohl im Arbeitsamt tätig, genaues weiß ich nicht. Allerdings, nach der Flucht zurück ins Rest-Reich, wurde er von den Engländern verhaftet, über das Warum kann ich nur spekulieren... In Haft erinnerte sich mein Opa an den nämlichen Monsignore, ein Kousin von ihm der zu den USAmerikanischen Ablegern der Familie gehörte. Und der gute Mann stellte ihm praktisch einen Persilschein aus + den Ablassbrief obendrauf. Als Ergebnis bekam mein Opa "nur" ein Berufsverbot - das freilich bald aufgehoben wurde weil man dringend erfahrene Verwaltungsbeamte brauchte, wieder in die Kirche eingetreten ist er trotzdem nicht...


3 Kommentare:

Diana Kennedy hat gesagt…

Tatsächlich wurde der Ablasshandel Anno 1567 aufegoben, aber die katholische Kirche hat am Ablass als solchen bis heute festgehalten: http://de.wikipedia.org/wiki/Ablasshandel#Moderne

Aber extrem geiles Dokument, dass Du da hast! Man weiss ja schliesslich nie. :-D

Geier hat gesagt…

Stimmt, verkauft werden die Dinger nicht mehr, aber ich finds dubios das die Kirche praktisch Freischeine zum sündigen ausstellt. Anderseits hab ich mich schon fast aller Sünden schuldig gemacht, und da ist es schon praktisch.

Anonym hat gesagt…

Ein Freischein zum sündigen hat die Kirche nie erstellt!
"Ablass ist der Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist; ihn erlangt der entsprechend disponierte Gläubige unter bestimmten festgelegten Voraussetzungen durch die Hilfe der Kirche, die im Dienst an der Erlösung den Schatz der Sühneleistungen Christi und der Heiligen autoritativ verwaltet und zuwendet." (CIC can. 992)
Um einen Ablass zu gewinnen braucht es auch gewisse Foraussetzungen, wie zum Beispiel, dass man im Stand der heiligmachenden Gnade sein muss (keine schwere Sünde), getauft sein muss, und es braucht die Intension einen Ablass zu gewinnen. Weiteres unter:
http://www.kirchliche-umschau.de/
in der Ausgabe vom November 2012, einen sehr guten Artikel.

Was nicht nur im religiösen Bereich stimmt ist, dass "ein Missbrauch des Guten den rechtmässigen Gebrauch des Guten nicht aufhebt"(Kirchliche Umschau, Nov. 2012.)!