Was habe ich mich gefreut als 1983 die Hefte als Zweitauflage neu erschienen sind! Bedenklich fand ich lediglich den Hinweis "Sorgsam überarbeitet". Prompt habe ich einen Leserbrief an die Redaktion geschrieben (Damals machte man das noch von Hand auf Papier und frankierten Umschlag), und meine Hoffnung kund getan, daß man die Romane nicht mit der Zensurkeule kastriert. Und tatsächlich kam eine Antwort in der mir versichert wurde das dem nicht der Fall wäre - HA! Von wegen!
Die hatten dermaßen Bammel das die Jugendschützer mit ihrer bigott/weltfremden Blümchenmoral zuschlagen, daß ganze Passagen aus den Texten gestrichen wurden. Praktisch alles was blutig, grausig oder sonstwie als rüde empfunden werden konnte fiel weg - Hallo! Der Dämonenkiller war eine Horror-Serie! Keine Schauergeschichten für kleine Mädchen sondern durchaus splattriger Grusel für Jungs.
Und weil man schon dabei war, hat man auch noch die Titelbilder zensiert (so sie nicht gleich durch Neue ersetzt wurden). Hier zB wurden die Menschenköpfe a) durch Monsterschädel ersetzt und b) ganz einfach mitsamt der Hand übermalt. Offensichtlich konnte man in den 80ern nicht mehr das zeigen woran sich in den 70ern nur verknöcherte Moralisten gestört haben. Und es ist noch schlimmer geworden! Heutzutage könnte man in den Verlagen nicht mal mehr das zensierte Cover unterbringen, Monster werden nur noch in Games geduldet aber nicht im Buchhandel.
Gar nicht wahr?! Neulich hat man mir gesagt, die Buchhändler entscheiden was in die Regale kommt und das wären nunmal hauptsächlich Frauen, und die wollen keine garstgen Monster. Nu, das fand ich übertrieben, bin in nen Buchladen und habe mir die Cover angesehen - und tatsächlich, da war nichts was mich angesprochen hätte ein Buch aus dem Regal zu nehmen, nur eine Einöde aus dekorativen Bildchen und Cover mit schönen Menschen die einen, mit mehr oder weniger melancholisch umflorten Blick, anstarren. Da braucht sich doch keiner zu wundern, daß Lesen mittlerweile eine hauptsächlich weibliche Kompetenz ist. Welcher Kerl kauft schon ein Buch mit einem schmachtenden, schwulen Männermodel drauf ? Wenn schon, dann ein brachial verschwitzter Barbar der in bester Frazetta-Manier Monster abmetzelt - sowas würde meine niederen Leseinstinkte ansprechen, da weiß ich doch was Sache ist. Im Durchschnittskerl steckt letztlich und im Wesentlichen ein Neandertaler und kein Waldörfler, das sollte man nicht vergessen.
So gesehen machen es die Gameproduzenten richtig, die haben noch nennenswert männliche Kundschaft während sie den Buchverlagen wegbleibt. Man kann potentielle Interessenten auch vergraulen...
Ähhh... OK, "sorgsam Überarbeitet"... Wenn ich sowas lese bekomme ich eine Krise, es bedeutet nichts anderes als das irgendjemand nach Gutdünken Texte verändert. Man kann es zähneknirschend schlucken wenn, wie bei den Perry Rhodan Silberbänden logische Fehler korregiert und überflüssige Teile (sprich Lückenfüller) entfernt werden - wobei das Zweite auch Ansichtssache ist. Mmn ärgerlich ist wenn nach P-C bearbeitet wird, der Held darf nicht mehr rauchen, ethnische Merkmale fallen weg etc. Sowas wird gerne bei Neuauflagen älterer Bücher und Romane gemacht, dem politisch-korrekten Zeitgeist angepaßt (wer auch immer bestimmt was das ist). Aber leider auch nichts Neues, nahezu alle klassischen Jugendbücher von Robinson Crusoe bis Moby Dick wurden bis zur Unkenntlichkeit für Kinder überarbeitet. Oder hätte hier jemand gewußt, daß Robinson Sklavenhändler war und Moby Dick im Original ein unglaublich zähes, eher philosophisches Werk ist?
Und so richtig daneben ist es wenn Romane "modernisiert" werden. Da haben die Akteure plötzlich Handys statt Telefonzellen, Computer statt Karteikarten usw... Hört sich erstmal nicht so tragisch an, aber weitergedacht stellt man fest, daß dann fast nichts mehr so bleiben kann wie im Originaltext, in den letzten 30 Jahren hat sich die Welt eklatant verändert. Und abgesehen davon, Storys die seinerzeit funktionierten würde man Heute gar nicht mehr schreiben. Man vergleiche nur mal die Edgar Wallace- mit den Bourne- oder Stieg Larsson-Filmen. Das geht einfach nicht! Besser man läßt die Texte wie sie sind, anachronistisch und altmodisch, dann haben sie wenigstens noch nostalgischen Charme - man bringt einen Ford-T auch nicht auf den modernsten technischen Stand, das wäre ein Widerspruch in sich!
Das war: "Das Wort zum Wochenende" vom Laienprediger Geier
1 Kommentar:
Nachdem ich gerade eben Deinen feinen Text gelesen habe, ist mir aufgegangen, dass meine liebsten Romane, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, mindestens aelter als 2o Jahre sind. Das muss mir vielleicht zu denken geben ;)
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