Samstag, 17. Juli 2010

Den


Neverwhere oder hierzulande bekannter nur als Den hat Richard Corben 1973 gemacht und gehört sicher zu den wichtigsten Underground-Comics. Seinerzeit ein Aufreger wegen den Nackichszenen und der tollen Grafik. Corben beherrscht Anatomie aus+in jeder Pose und Verkürzung perfekt, die Proportionen werden zwar hemmungslos übertrieben und verzerrt, aber zusammen mit der fast fotorealistischen Darstellung und Dynamik stört das kaum. Die Farben sind psychedelisch grenzwertig paßen aber irgendwie, jedenfalls in diesem Fall.

Optisch herausragend ist die Story bei Den allerdings eine zutiefst pupertäre Jungenphantasie. Ein bebrillter Hänfling bastelt eine Maschine die ihn in eine andere Welt versetzt. Er wechselt nicht nur den Standort sondern auch gleich seinen Körper, plötzlich ist er ein haarloser Muskelberg und bestückt wie ein Pferd. Als Den ist er nicht gerade der hellste aber das macht nichts, in dieser anderen Welt voller (nackter) Monster und (nackter) dickbusiger Frauen geht es weniger um intellektuelle Leistungen als vielmehr darum dem Gegner ordentlich in die Fresse zu hauen. Eine äusserst einfache Welt, Männer sind grundsätzlich feindlich und idR eher schlicht gestrickt. Frauen entweder hilfloses Opfer oder hinterhältiges Miststück, in jedem Fall aber sexuell willig bis hemmungslos - und Den kriegt sie alle! Wie gesagt, so etwa stellen sich pupertierende Jungs die Welt ihrer feuchten Träume vor wo sie ein richtiger Kerl sein können und nicht auf dem Schulhof gemobbt werden. Die Rahmenhandlung ist das übliche Fantasygedöns vom bösen Priester, mächtigen Artefakt und bösen, schlafenden Monstergott - mehr oder weniger zusammengeklaut. In Heavy Metal-der Film wurde Den für eine Episode als Trickfilm umgesetzt, auf eine ironisch/liebevolle Weise die durchblicken läßt, daß die Macher meine Meinung durchaus teilen. Und nebenbei hat Corben selber schon 1968 einen Film gemacht in dem er diese Story schon mal verwendet hat...

4 Kommentare:

Diana Kennedy hat gesagt…

Herrlich, wie das Weibchen bei der kampfszene di Hände an den Kopf legt und sich fürchtet ;-)

Geier hat gesagt…

jaha! Aber niedlich auch wie der Kerl breitbeinig in die Fechtpose geht...

Erik hat gesagt…

Keine Ahnung, wo & warum du den ewigen Corben jetzt ausgegraben hast (vom klasse 68er-Filmchen ganz zu schweigen). Die Schweinegrippe-Illu hatte mich schon stark an die Nazi-Pigs in Rowlf erinnert. A propos: Ich find Corben am stärksten in s/w. Hab da reine Stricharbeiten in einem U-Magazin namens Slow Death und auch in einem anderen, dessen Namen ich gerade nicht parat hab. Eine Art Sheherazade-Story (aber mit klasse Kung Fu-Einlagen). Der Held war auch schon nackig, hatte aber Haare (Zopf!). Muss ich unbedingt mal rauskramen... Und viele Grüße

Geier hat gesagt…

Och, wenn mir nix einfällt schau ich einfach in mein Buchregal, da findet sich schon was.
Corben macht eigentlich ziemlich viel mit Filmchen, schau mal auf seine Homepage.