Samstag, 24. Januar 2009

1981

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Jetzt wirds nostalgisch. 1981, ich quälte mich gerade durch eine Lehre zum Offsetdrucker, erschien die Nummer Eins von Menschenblut, das Erste von 37 legendären Heften. Entdeckt habe ich es freilich erst später in einem Versandkatalog von Transgalaxis, sofort bestellt, für gut befunden, und nicht lange danach war ich einer der Stammzeichner.
Man erinnere sich: 1981, damals war die Welt noch anders! Kommunikation fand langwierig per Post und Telefon statt, das WWW wurde erst 12 Jahre später eingeführt. Computer waren schweineteuer und brachten nicht einmal die Leistung eines modernen Handys (die gabs auch nicht). Hamburger waren in Styroporschachteln, M&Ms hießen Treets, Kabelfernsehen bestenfalls angedacht, die Mauer stand noch und in Stuttgart fand erstmals eine Comic-Börse statt. Dafür gab es handgemachte Comic-Fanzines, von Enthusiasten mit viel Herzblut in der Schule und Copy-Shops lausig kopiert und zu Hause getackert. Richtig gedruckt gab es außerhalb der Verlage nur wenig weil viel zu teuer, man konnte sich fühlen wie weiland die Pioniere im Wilden Westen.
Menschenblut wurde zunächst vom Comic-Dinosaurier Michael Götze gedruckt, der hatte so eine Maschine in der Garage und schon mit Voltfeder eigene Hefte herausgebracht. Die Filme machte Herausgeber BiMi selber auf einer ollen Reprokamera im Hinterzimmer, die Seiten zusammengeklebt und handgelettert - von wegen kurz auf dem PC zusammenpfriemeln und in Polen drucken lassen. Dummerweise hatte BiMi versäumt sich um die Abdruckrechte einer Corben-Story im ersten Heft zu kümmern, man war jung und naiv, das Ergebnis war Fronarbeit für den Volksverlag + der Einstieg als Berufsletterer.
Es folgten zahlreiche Sessions auf der Rhön, mit dubiosen Filmen, kistenweise Hochstift, Kräuterrauchwaren, vielen Comics und 'ne Menge Spaß mit Zeichnern aus der ganzen BRD. Die Leute kamen mit Auto und Bahn angereist, den Schlafsack auf dem Rücken, Zeichenmappe unterm Arm und Zahnbürste in der Jackentasche. Man war weitgehend auf einer Linie was man machen wollte, Geldverdienen noch kein existenzielles Thema und störendes Weibsvolk gab es in der Comicszene eh nicht - unbeschwerte Jugend!
Die MB-Welt war in Ordnung bis sich ein Sozialarbeiter und die BPjS einmischten, ein paar Hefte von Menschenblut wurden indiziert (mittlerweile aufgehoben) und die Serie (vorerst) eingestellt, die Kontakte blieben aber nun ging jeder seinen eigenen Weg.

Ein paar Jahre später fanden sich die alten (und neue) Recken wieder für neue MB-Hefte zusammen - aber das ist eine andere Geschichte...

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